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Sie stoht im chalte Morgeluft,
sie schwimmt im rothe Nebelduft.
Zeig, chuuch e wenig d’Schiben a,
’s isch, aß me besser luege cha!

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     Der Nebel woget uf und ab,

und d’Sunne chämpft, sie loßt nit ab.
Iez het sie ’s gunne. Wit und breit
strahlt ihri Pracht und Herlichkeit.
O lueg, wie’s über d’Dächer wahlt,

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am Chilche-Fenster, lueg, wie’s strahlt.


     Der Jenner setzt si Arm in d’Huft,
er ruckt am Huet, und schnellt in d’Luft.
Der Jenner seit: „I förch di nit.
Chumm, wenn de mit mer baschge witt!

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Was gilts, de würsch bizite goh,

und rüehmsch dim Büebli nüt dervo!“

     Je, ’s wär wohl hübsch und liebli so,
im warme Stübli gfallts eim scho.
Doch mengi Frau, das Gott erbarm,

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sie nimmt ihr nackig Chind in d’Arm,

sie het em nüt um d’Gliedli z’thue,
und wicklet’s mittem Fürtuech zue.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 1. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_1_188.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)