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bereits gründliche Kenntnisse besaß, wie in der lateinischen und griechischen Sprache, sondern auch in solchen, in die er sich selbst erst einarbeiten mußte, welches jetzt namentlich bei der hebräischen Sprache geschah, lehrte er mit dem besten Erfolge; denn bei seinem ausgezeichneten Verstande und bei seiner trefflichen Lehrgabe, wie sie nur selten gefunden wird, war er jedem Unterrichte, den er zu geben hatte, gewachsen. Man bewunderte an ihm die Kunst, auf eine eben so leichte und angenehme Weise als mit reichem Segen zu unterrichten. Sein Blick war auch hier beim Unterrichte stets freundlich, seine Rede sanft und lieblich, sein Ernst, wenn er ihn zeigen mußte, würdig, sein Vortrag lichtvoll und deutlich. Wie ein Vater stand er unter seinen Schülern; alle Herzen, von Liebe und Achtung ergriffen, waren ihm zugethan.

Wie im Lehrzimmer, so gewann er auch auf der Kanzel großen Beifall. Wenn er vor Landgemeinden predigte, war seine Rede sehr einfach, und leicht zu verstehen. In der Hofkirche zu Karlsruhe aber waren seine Predigten hauptsächlich an Zuhörer aus höheren Ständen gerichtet. Daher wendete er bei diesen Predigten nicht immer die gleiche Sorgfalt auf die Einfachheit und Klarheit der Darstellung, wie sonst bei andern Arbeiten. Was aber seinen Predigten bei seinen Zuhörern einen hohen Werth verlieh, war der Reichthum und die Tiefe der Gedanken, und der ächt christliche Geist,

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Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 1. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite XX. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_1_22.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)