Seite:DE Hebel Werke 1834 1 28.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Morgensonne, die in stiller Herrlichkeit aufgeht, und mit ihrem freundlichen Glanze alle Herzen entzückt.

Obgleich nämlich Hebel zu Karlsruhe in sehr angenehmen Verhältnissen lebte, so vermißte er doch die Heimath, in der er als Knabe und Jüngling gelebt hatte, jene herrliche Gegend, die oben von den freundlichen und fruchtbaren Fluren bei Basel zwischen dem Rheine und Schwarzwalde hinab bis zu den lieblichen und segensreichen Gefilden bei Müllheim und Badenweiler sich erstreckt. Er vermißte zugleich das daselbst zurückgelassene Völklein, unter dem er geboren war. Die Menschen dieser Gegend, ausgezeichnet durch einen aufgeweckten Geist, durch ein tief fühlendes und frommes Gemüth, durch Fleiß in ihrem Berufe, durch Einfachheit in ihren Sitten, und durch einen freundlich heiteren Sinn, waren und blieben seinem Herzen sehr werth. Ein heimwehähnliches Sehnen erwachte bei der Rückerinnerung in seiner Brust, und niemals vermochte er es ganz zu unterdrücken. Zwar machte er fast jedes Jahr in der Ferienzeit zu Ostern oder im Herbste eine Reise in die geliebte obere Gegend, um seine Freunde zu besuchen; aber dieses diente nur dazu, die alten Gefühle in ihm neu zu beleben. In den Stunden der Einsamkeit kehrten stets wieder die Bilder der vergangenen Zeit vor seine Seele zurück. Mit stiller Wehmuth erinnerte er sich der freundlichen Städte und Dörfer, in denen er einst

Empfohlene Zitierweise:
Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 1. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite XXVI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_1_28.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)