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Glimpf geht über Schimpf, wie einmal ein schönes Roß um fünf Prügel feil gewesen ist, der gläserne Jude, und Gleiches mit Gleichem, gehören.

Unerwartet aber wurde Hebel in diesem seinem schönen Wirken durch einen unangenehmen Vorfall unterbrochen. Als im Herbst 1814 der Kalender für das Jahr 1815 gedruckt, und schon eine kleine Anzahl der Exemplare herausgegeben war, so fand man unter den Erzählungen eine mit der Ueberschrift: Der fromme Rath. In dieser Erzählung wird ein katholischer Handwerksbursche dargestellt, wie er auf der Brücke einer Stadt in große Verlegenheit geräth, und nicht weiß, ob er links oder rechts sein Angesicht wenden soll, weil sich ihm von jeder Seite der Brücke ein Priester mit einer Monstranz nähert, und wie er hierauf dadurch aus der Verlegenheit gerissen wird, daß der eine Priester lächelnd seinen Zeigefinger gegen den Himmel hebt, um ihm anzudeuten, vor wem er niederknieen und wohin er blicken solle. Diese Erzählung, wiewohl sie in einem anständigen und würdigen Ton verfaßt war, und Hebel bei seiner gewissenhaften und edlen Gesinnung gewiß Niemand damit beleidigen wollte, mißfiel manchen Katholiken, zumal da der Verleger einen Holzschnitt dazu gegeben hatte, was allerdings nicht hätte geschehen sollen. Von katholischer Seite wurde es nun dahin gebracht, daß der Verkauf des rheinländischen Hausfreunds mit dieser

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Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 1. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite LIV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_1_56.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)