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Antrittspredigt vor einer Landgemeinde – „Vielleicht zweitausend Jünglinge in Sprachen und Wissenschaften unterrichtet. Viele von ihnen erfreuen mein Antlitz, wenn ich sie nun als fromme, als glückliche, als geachtete Männer und Freunde wieder sehe. Manche von ihnen stehen schon lange in geistlichen Aemtern, und manches fromme Wort, das ich hie und da in ein gutes Herz gelegt habe, o Gott! es trägt vielleicht jetzt reichliche Früchte, ohne daß ich’s weiß.“

Merkwürdig ist es, daß Hebels Neigung für eine Landpfarrei nie in seiner Brust erstarb. Als er schon auf der höchsten Stufe des geistlichen Ansehens stand, und von dem Regenten mit glänzenden Ehrenauszeichnungen belohnt war, schwebte ihm doch das Loos eines braven Landpfarrers immer noch als das schönste vor Augen. Dessen zum Beweise dient auch, außer seinen mündlichen Aeußerungen, die schon mehrmals erwähnte Antrittspredigt vor einer Landgemeinde, die er im Jahr 1820 schrieb. Ernstlich konnte es damals wohl nicht mehr gemeint seyn. Er selbst mußte gewiß einsehen, daß er sich von seinen Verhältnissen, an die er sich in der Stadt so viele Jahre hindurch gewöhnt hatte, nicht mehr losreißen, und sich nach so langer Unschlüssigkeit nicht mehr zur Uebernahme einer Pfarrstelle auf dem Lande entschließen werde. Aber es that seinem Herzen noch am Abend seines Lebens wohl, sich auf einer

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Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 1. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite LXV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_1_67.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)