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Kanzel vor einer Landgemeinde zu denken, gleich einem geliebten Pfarrer, der als Vater unter seinen Kindern steht, ihnen das Köstlichste und Heiligste, was Menschen besitzen können, mittheilt, sie zur Frömmigkeit und Tugend ermahnt, und ihnen Trost im Leben, und Frieden, wenn sie sterben, bringt. „An einem friedlichen Landorte,“ sagt er in seiner Predigt, „unter redlichen Menschen als Pfarrer zu leben und zu sterben, war Alles, was ich wünschte, was ich bis auf diese Stunde in den heitersten und in den trübsten Augenblicken meines Lebens gewünscht habe.“

9.

In solcher Gemüthsstimmung trat Hebel in das Jahr 1826. – Das Jahr, in welchem zwei andere der berühmtesten Dichter: Voß und Baggesen, hinüberschieden, sollte auch das Todesjahr des allemannischen Sängers seyn.

Schon seit mehreren Jahren war Hebels Gesundheit erschüttert. Die Spuren körperlicher Schwäche zeigten sich immer mehr. Sein Gesicht alterte. Seine Nerven waren längst so angegriffen, daß seine Hand sehr zitterte, und seine Schrift kaum mehr leserlich war. Besonders litt er an Unterleibsbeschwerden. Auch seine Gemüthsstimmung war stiller und ernster, als vordem, obgleich in Gesellschaft seine Freundlichkeit und sanfte Heiterkeit sich nie ganz

Empfohlene Zitierweise:
Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 1. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite LXVI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_1_68.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)