Seite:DE Hebel Werke 1834 2 156.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Sein Brüderlein, der Morgenstern,

10
O nein, sie hat ihn nicht so gern.

Drum wo sie wandelt aus und ein,
Da muß ihr Liebling um sie seyn.

     Früh, wenn sie aus dem Schlaf sich hebt,
Und steigend überm Schwarzwald schwebt,

15
Sie führt ihr Knäblein an der Hand,

Sie zeigt ihm Berg und Strom und Land.
Er hüpft und springt. Doch warnt sie schon:
„Der Weg ist weit, gemach, mein Sohn!“

     Er schaut sich um, fragt allerlei;

20
Sie lehrt ihn treulich, was es sey.

„O Mutter,“ ruft er, „Mutter schau!
Da unten strahlts im Morgenthau,
Schön, wie in deinem Himmelssaal.“
„Drum,“ sagt sie, „ists das Wiesenthal.“

25
     „Nun fort mein Sohn, und folge mir,

Wir haben nicht zu säumen hier.“
Jetzt schlüpft er ihren Händen aus,
Springt manchem Wölkchen klein und kraus
Mit leichten Füßen nach, und schlägt

30
Das Hütchen drauf, – und – ist geneckt.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 2. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_2_156.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)