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Der Heimchen frommer Nachtgesang.
„Jetzt,“ denkt er, „hab ich hohe Zeit!
„Doch ist’s, Gottlob, auch nimmer weit.“

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     O seht ihn, wie er niedersinkt,

Und heller jetzt, und heller blinkt.
Die Mutter steht schon vor dem Haus,
Und streckt nach ihm die Arme aus;
Jetzt sinkt er freudig niederwärts,

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Jetzt ist ihm wohl am Mutterherz.


     Schon stehn Rosinlein rein und frisch,
Und Honigkuchen auf dem Tisch.
Bald trägt sie ihn in seine Ruh,
Deckt ihn mit leichten Wolken zu;

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Sie küßt ihm Stirn und Wange roth;

„Schlaf wohl mein Kind! das walte Gott!“

     Schlaf wohl, du schöner Abendstern!
Das Sternlein sehen alle gern.
Er schaut herab so mild und gut,

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Und wer ihn sieht mit schweren Muth,

Dem lindert er den tiefen Schmerz,
Und stiller Friede füllt das Herz.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 2. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_2_158.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)