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Des Feldes Muse sie in diesen Kranz
Gewunden, und der reine Freundessinn,
Der dir ihn bietet, sey allein sein Werth.

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Und hieng er nun hier unterm Spiegel schön,

So schwankt er schöner doch im Lindenast,
In freier Weitung, leichter Weste Spiel.
Dort schwank’ er denn! Und sammelt um sich her
Die Linde unterm Sonntagshimmel blau

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Das frohe Völklein aus dem nahen Dorf,

Das gute Völklein, das dich liebt und ehrt,
Und unter ihnen mancher mir von Blut
Verwandt, und mancher aus der goldnen Zeit
Der frohen Kindheit mir noch werth und lieb,

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So theilst du gern des kleinen Spaßes Freuden

Mit ihnen. „Seht zu diesem leichten Strauße“
So sagst du, „sind die besten Blümlein doch
Von unsrer Flur, und unser Eigenthum
Mit Recht.“ – Io weger uffem Alzebühl,

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Io weger uffem Maiberg hen sie blüeiht;

Und bini nit im frische Morgethau
Dur d’Matte gstreift, und über d’Gräbe gumpt?
Und hani nit ab mengem hoche Berg
Mit nasse Auge abe gluegt ins Dorf –

Empfohlene Zitierweise:
Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 2. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_2_202.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)