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ritt. Die Truppen blieben im Bivouac. Es war neun Uhr Morgens, als wir in diese Stadt einzogen, die am Ufer des Rio Negro gelegen, schwach befestigt und nur durch ein Castell vertheidigt, damals den Hauptsitz der Carlisten in Catalonien bildete. Solsóna, zu verschiedenen malen von beiden Theilen genommen, hatte durch öftere Belagerung sehr gelitten. Ganze Gassen waren öde, die Häuser selbst der Fenster und Thüren beraubt, während von andern nur noch rauchende Trümmer standen. Am Eingange der Stadt empfing den König die Junta, ihren Präsidenten, den Brigadier Ortéu, an der Spitze. Catalonische Bataillons bildeten Spaliere in allen Straßen; der Jubel der Einwohner, Fahnen und Kränze, die überall wehten, entrückten unseren Blicken das Oede der Stadt und das Traurige unserer Lage. Vor der Cathedrale standen die Bischöfe von Solsóna und Lérida in großem Ornate, von dem Dom-Capitel und vieler Geistlichkeit umgeben. Sie segneten den König ein und führten ihn unter Gepränge in den Dom und von dort in den bischöflichen Pallast, der zu seiner Aufnahme bereit stand. Diese beiden Prälaten übten damals großen Einfluß auf die Gebirgsstriche Cataloniens aus.

Empfohlene Zitierweise:
Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Erster Theil. Frankfurt am Main 1841, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_1_151.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)