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dem Siege bei Oriamendi standen die Carlisten im Augenblick, wo man sie verloren glaubte, drohender als zuvor, jetzt auch der Hauptstadt näher. Wäre nur dießmal ein Losreißen aus jener lethargischen Unthätigkeit möglich gewesen, welche nach jedem Siege sich unserer zu bemächtigten schien, die Folgen neutralisirte, und die Früchte entriß, – wären nur die nächsten acht Tage benützt worden, dann konnte Carl V. seiner Krone gewiß sein.

Wer immer es redlich mit dem Könige meint, wer sich durch trügerische Blendwerke und eitle Illusionen nicht bestechen läßt, kann nicht ohne tiefe Bekümmerniß und innern Fluch an die Woche denken, die gewissenlos und unersetzlich in Herréra zugebracht ward. Jede Stunde Aufenthalt und Versäumniß entfernte das große Ziel. Als endlich beschlossen ward, aufzubrechen, war der moralische Effect geschwunden, der große Klang, der von den Pyrenäen bis Gibraltar ganz Spanien erschüttert, verhallt, und so gut als wäre der 24. August nie gewesen. Der Feind hatte eine kleine Colonne weniger, wir ein paar tausend Gefangene mehr, das Expeditionscorps war geschwächt: das waren die ganzen Folgen des Sieges bei Villar de los Navarros.

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Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Erster Theil. Frankfurt am Main 1841, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_1_207.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)