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aus ist der einzige Weg so steil und das Terrain so coupirt, daß nach der kleinen Grenzfestung Prats de Molló kein Wagen gebraucht werden kann. Wir accordirten sonach Maulthiere für uns und unser Gepäck, und setzten, nach einem ziemlich schlechten Frühstück, unsern Marsch auf kaum gangbaren Steigen fort. Es sind nur vier kleine Lieues, doch brauchten wir sieben Stunden dazu. Prats de Molló ist ganz malerisch am Ausgange einer kleinen Gebirgsschlucht gebaut. Die Ausläufer der fruchtbaren Ebenen des Roussillon und der Cerdagne lagen vor uns wie Teppiche ausgebreitet; im Hintergrunde schimmerten, schon schneebedeckt, die höchsten Gipfel der catalonischen Berge, und vom Thurme der Festung konnten wir das grüne Geburtthal Godefroys de Bouillon sehen, das historische Marquisat de Conflans, die Wiege eines der größten Geschlechter Frankreichs. Trotz aller Neuerungen, die den Ländern bis auf die alten Namen zu rauben drohen, hat doch die sogenannte legale Sprache unter dem Landvolk wenig Anklang gefunden, und in diesen Gegenden, wie im ganzen südlichen Frankreich, ist jedem Fleck mit dem alten Namen die Erinnerung an die alte, gute Zeit geblieben.

Empfohlene Zitierweise:
Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Zweiter Theil. Frankfurt am Main 1841, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_2_104.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)