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Catalonier viel halten, haben ernste Conflicte mit den Basken und Navarresen, während den verschiedenen Expeditionen, herbeigeführt. Jeder Catalonier bietet nämlich, nicht nur beim ersten Eintritte in sein Haus, sondern auch vorbeiziehenden Truppen den Porron an, doch wehe dem, der den Schnabel mit den Lippen berührt, das gilt als schwere Beleidigung. So sah ich einst eine catalonische Bauerfrau dem General Villarreal, dem diese Particularität nicht gegenwärtig war, den Porron aus der Hand reißen und zu Boden werfen, daß er in tausend Stücke zerbrach und der Wein umherfloß.

Abends schlugen wir einen ziemlich betretenen Weg ein, der fortwährend am Saume der Gebirge gradatim, aber nur wenig steigend, durch mehrere Dörfer ärmlichen Aussehens bis auf ein grünes, mit Kastanienbäumen bepflanztes Plateau führte, wo ein regelmäßig gebautes Landhaus uns diese Nacht beherbergte, das mit allen Anzeichen größerer Wohlhabenheit den französischen Fermen in der Sologne glich. In der Villa de Puch-Vó – so hieß unser Nachtquartier – waren keine männlichen Bewohner, sondern nur drei weibliche Generationen, „Strohwittwen.“

Empfohlene Zitierweise:
Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Zweiter Theil. Johann David Sauerländer, Frankfurt am Main 1841, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_2_151.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)