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Tagen catalonischen Boden betreten hatte, sah sich natürlich dadurch gezwungen, ihn sogleich wieder zu verlassen.

Er fiel in die Hände eines französischen Grenzpostens, ward bis Perpignan escortirt und, nach unwürdiger Behandlung, in die Citadelle von Lille abgeführt. Dort saß er in schmachvoller Gefangenschaft, unter beständiger Aufsicht eines, in seinem Zimmer postirten Gendarmen, der gewöhnlichsten Lebensbedürfnisse entbehrend. Doch sann sein reger Geist, Nacht und Tag nur darauf, zu entkommen, um sich vom Schimpfe rein zu waschen, der nach seinen Begriffen, wegen des unglücklichen Ausgangs seines letzten Zuges nach Catalonien, auf ihm lasten müsse. Zuerst kam es darauf an, die Aufmerksamkeit seiner Wächter zu täuschen, und ihnen jeden Gedanken an Flucht seinerseits, als unmöglich erscheinen zu lassen; er stellte sich krank, altersschwach und halbverrückt. Ein und ein halbes Jahr lang, kam er nicht aus seinem Bette, beschnitt weder Bart noch Nägel, sprach mit Niemanden, las und betete den ganzen Tag. Er schrieb nie, bekam nie Briefe, und doch war er stets in unausgesetzter Verbindung mit dem königlichen Hoflager und mit seinen Anhängern in Catalonien.

Empfohlene Zitierweise:
Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Zweiter Theil. Johann David Sauerländer, Frankfurt am Main 1841, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_2_210.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)