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Schnee und heulten vor Kälte. Ich ließ die Scheune und Stallungen des Hostals niederreißen, das Dach abbrechen und mit diesem Brennmaterial längs des Weges eine lange Reihe von Feuern anmachen, die Angekommenen zu erwärmen und die Zurückgebliebenen zu leiten. Bald sammelten sich immer mehr Nachzügler; etwas Proviant, einige Weinschläuche und ein paar Stücke Schlachtvieh wurden noch vorgefunden oder aus den nächsten Schluchten hervorgezogen. Als der Tag anbrach hatte der Sturm sich gelegt und wir konnten den Schaden übersehen. Die Rüstigsten wurden mit Stricken zurückgeschickt, die in Schluchten versunkenen Soldaten heraufzuziehen. Die Meisten fand man noch am Leben und brachte sie glücklich ein; nur Einige waren in Schlaf verfallen und erfroren. Als wir um 9 Uhr die Bataillone auf dem Wege formirten, fehlten noch ungefähr 40 Mann, doch der größte Theil der Lastthiere, sämmtliche Artillerie, Munitionskasten, Equipage und Glocken-Material blieben verloren.[1] Der Marsch ward sogleich angetreten, doch


  1. Einige Tage später ward ein Artillerie-Offizier mit einigen Soldaten zurückgeschickt, die Kanonenröhre abzuholen. [310] Man fand sie zwar tief im Schnee, im Grunde einer Schlucht, doch beging man die Unvorsichtigkeit Bauern zu verwenden, um sie heraufzuziehen, und da zu ihrem Transporte Maulthiere und geeignete Böcke fehlten, sie in deren Gegenwart in einen Felsenriß einzugraben. Die Sache wurde ruchbar, und kurz nach Abgang unserer Artilleristen kam eine feindliche Streifpartei und nöthigte die Bauern, die nichts gestehen wollten, unter den furchtbarsten Martern (sie wurden mit bloßen Füßen auf glühend heiße Platten gestellt) das Versteck anzugeben; worauf die Kanonen hervorgeholt, nach Barcelona gebracht und im Triumph durch alle Straßen geführt wurden. In van Meer’s nächstem Bulletin war mit vielem Pathos von vier dem Feinde abgenommenen Geschützen die Rede.
Empfohlene Zitierweise:
Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Zweiter Theil. Johann David Sauerländer, Frankfurt am Main 1841, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_2_309.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)