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Grenze zurückgeblieben waren, und wir bis zum nächsten Orte unsern Weg zu Fuße hätten fortsetzen müssen. Unsere Guiden kannten Niemand im Dorfe; doch sind die Geistlichen in der Regel Royalisten und gewiß, mit höchst geringen Ausnahmen, alle menschlichen Sinnes. Ich klopfte daher am Pfarrhause an und sagte dem öffnenden Pfarrer, wir seien carlistische Offiziere, die ihn um Nachtlager bäten. Der würdige junge Abbé empfing uns wie der Samaritaner im Evangelium; zwar goß er nicht Wein und Oel in meine Wunde, doch verband er sie selbst und goß Wein in unsere trockene Kehlen. Er gab mir sein eigenes Bett und war unablässig darauf bedacht, für unsere Bedürfnisse zu sorgen und mich zu pflegen. Gegen Mitternacht mußte er mich verlassen, um Messe zu lesen; es war der 24. December, der Weihnachts-Abend. Als er wiederkam, befand ich mich in einem starken Fieber-Anfall, und gab meinem geistlichen Wirthe viel zu schaffen. Demungeachtet mußte am nächsten Tage aufgebrochen werden, da unsere Anwesenheit in einem so kleinen Dorfe ruchbar werden und den guten Pfarrer unnöthig compromittiren konnte. Zwar wollte er uns nicht fortlassen; doch nahmen wir,

Empfohlene Zitierweise:
Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Zweiter Theil. Johann David Sauerländer, Frankfurt am Main 1841, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_2_332.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)