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dieses Benehmen könne große Unglücksfälle zur Folge haben, ja sein (Marco del Pont’s) und des Königs Haupt in Gefahr bringen; daß aber er (Maroto) großmüthig genug sei, ihn zu warnen, damit er sofort das Hoflager verlasse und sich nie mehr auf dem Kriegsschauplatze blicken lasse. Wiederholten Befehlen des Königs zufolge weigerte sich Marco del Pont diesen peremptorischen Rath zu befolgen, wodurch Maroto nur mehr aufgereizt wurde.

Am 18. Juli, während der Feind immer mehr in die biscayischen Thäler eindrang, sandte er ins Hoflager ein langes Document, an sich selbst gerichtet, worin nach vielen Lobeserhebungen für sich und Schmähungen auf die Verbannten, ein vollständiges Desavouiren der Correspondenz Arias-Teijeiro’s von Seite des Königs enthalten war. Maroto begehrte, dieses Schreiben solle als Depeche des Kriegsministeriums an ihn gerichtet werden, wozu sein stets dienstfertiger Freund und Anhänger, der interimistische Kriegsminister Juan Montenegro,[1] die


  1. Dieser erbärmliche Mensch trieb zwar die Schamlosigkeit nicht so weit, ihm auf die Felder von Vergara zu [368] folgen, doch ließ er seinen Herrn und sein Portefeuille im Stich und ergriff eiligst die Flucht, sobald er den König in Gefahr wußte umzingelt zu werden, und er eine ultra-royalistische Reaction befürchten konnte, deren Symptome, nach dem Beispiele der Insurrection des 5. und 12. Bataillons von Navarra unter Echeverria, sich bereits zu manifestiren anfingen. Der König soll über Montenegro’s Flucht sehr ergriffen gewesen sein. Scheint es doch fast, als ob die gewöhnlichsten Begriffe von Scham und Ehre in dieser Familie nicht anzutreffen wären, mit einziger Ausnahme des Artillerie-Directors General Montenegro, gegen den nichts Ehrenrühriges anzuführen ist. Juan Montenegro, des Ministers Bruder, ehemaliger Kammerdiener Ferdinand VII., der als Ruheposten das Consulat in Genua erhielt, hat immer eine höchst zweideutige Rolle gespielt, und Joaquin, des Kammerdieners Sohn, entblödete sich nicht durch sechs Jahre in Wien, in Grenadier-Capitains-Uniform, Romanzen zu trillern und ein paar Briefe des Grafen Alcudia abzuschreiben, während jeder junge Spanier, dem ein Herz im Leibe schlug, sich für eine oder die andere Partei auf dem Kriegsschauplatze befand.
Empfohlene Zitierweise:
Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Zweiter Theil. Johann David Sauerländer, Frankfurt am Main 1841, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_2_367.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)