Seite:DE Stirner Schriften 013.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Friedenszeit der Diplomatie. Nirgends wirkliche Feindschaft und doch überall ein Bezwacken und Uebervortheilen, ein Aufreizen und Wiederausgleichen, ein Aus- und Einreden, eine zuckersüße Friedlichkeit und ein freundschaftliches Mißtrauen, wie die Diplomatie dieser Zeit, diese sinnige Kunst den Ernst des Willens durch oberflächliche Schwänke wegzugaukeln, solche Phänomene des Selbstbetrugs und der Täuschung tausendfach in allen Gebieten aufzutreiben verstanden hat. „Friede um jeden Preis“ oder besser „Ausgleichung und Verträglichkeit um jeden Preis“, das war das kümmerliche Herzensbedürfniß dieser Diplomaten. Es wäre hier der Ort, ein Liedlein zu singen von dieser Diplomatie, die unser ganzes Leben so energielos gemacht hat, daß wir noch immer im schlaftrunkenen Vertrauen um jene kunstfertigen Magnetiseure, welche unsere und ihre eigene Vernunft einlullten, herumtaumeln, wenn es nicht eben — verboten wäre.

Ueberdem aber kümmert uns hier auch nur diejenige Diplomatie, welcher ein Buch, dessen Anzeige durch obige Bemerkungen eingeleitet werden sollte, den letzten Stoß zu versetzen, bestimmt scheint.

Die Posaune des jüngsten Gerichts über Hegel den Atheisten und Antichristen. Ein Ultimatum.

Unter diesem Titel erschien so eben bei Wigand ein Schriftchen von 11 Bogen, dessen Verfasser für denjenigen nicht schwer zu ermitteln ist, welcher seine letzten litterarischen Leistungen und eben daraus seinen wissenschaftlichen Standpunkt kennt.[1] Eine köstliche Mystifikation


  1. Was er in der Anrede an „seine Brüder in Christo“ so motiviert: „Wir werden noch in Verborgenheit bleiben, damit es nicht scheint, als trachteten wir nach einer andern Ehre, als nach der himmlischen Krone. Wenn der Kampf, den wir bald zu beendigen hoffen, zu Ende ist, wenn die Lüge ihre Strafe erhalten hat, dann werden wir sie auch persönlich begrüßen und auf dem Wahlplatz heiß umarmen.“