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nämlich der Ruhe von der Arbeit, der ernsten Einkehr in sich selbst, der Aufmerksamkeit auf das göttliche Wort wiedergegeben werden.“ So werden wir von sieben und funfzig unserer evangelischen Geistlichen, deren Namen am Schlusse unterzeichnet sind, unverhohlen mit dem „Verfall der Kirche“ bekannt gemacht und eines unkirchlichen Sinnes und Treibens angeklagt. Wer es bis jetzt noch nicht hat glauben wollen, daß der Andächtigen immer weniger werden und die christlichen Kirchen immer leerer, der erfährt die unwiderlegliche Thatsache nun von Denen, welche ohne Zweifel die beste Auskunft darüber zu geben vermögen. Sie rufen uns zurück in die verlassenen Sitze, mit väterlicher Freundlichkeit die ungerathenen Kinder wieder zu sich winkend; wir aber haben die gebannten Räume der Kirche und die Grenzen andächtigen Glaubens unbewußt überschritten und werden erst jetzt durch den mahnenden Zuruf unserer unwillkührlichen Flucht gewahr. Laßt uns denn unseres jetzigen Zustandes recht inne werden und das inhaltsschwere Wort, daß „der Verfall der Kirche sich offenbare“, nach allen Seiten gründlich erwägen, ohne vor seinem Eingeständnisse zurückzubeben. Es nützet uns nichts so sehr, als Offenheit gegen uns selbst, und schadet uns nichts mehr, als wenn wir aus Angst eine unbestreitbare Thatsache vor uns selbst verbergen und von dem nichts wissen wollen, was wir doch nicht ableugnen oder ändern können. Sammelt, Ihr Lieben, dazu Euern Geist und vor Allem Euern Muth!

Die uns zur Umkehr ermuntern, die erinnern uns erst daran, daß wir wirklich schon über die alte Heimath hinaus und in der Fremde sind. Dank ihnen, daß sie uns über unsern Fortschritt, an dessen Wirklichkeit zu glauben wir uns noch nicht einmal getrauten, gründlich belehren. Sie rufen uns zu: Ihr seid nicht mehr kirchlich gesinnt! Wenn wir es denn nicht mehr sind (und lassen wir uns nicht durch Heuchelei und verzagte Aengstlichkeit bestimmen,

Empfohlene Zitierweise:
Max Stirner: Max Stirner's Kleinere Schriften und Entgegnungen. Berlin 1914, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Stirner_Schriften_027.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)