Seite:DE Stirner Schriften 067.jpg

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der, durch eine eben so praktische als rationelle Behandlung der Frage, seinen Beruf, ein gewichtiges Wort einzulegen, vollkommen bewährte. Der Titel seines, im Verlage des Berliner Lesekabinets erschienenen Schriftchens lautet so: „Die Sitte ist besser als das Gesetz. Eine Verwahrung gegen ein neues Ehescheidungsgesetz.“ Einige Auszüge aus dieser werthvollen Broschüre werden dazu dienen, das Publikum mit ihr zu befreunden. „Ein neues Gesetz über die Ehescheidungen ist im Werke. Herr v. Savigny sprach sich schon früher in Schrift und Wort gegen die laxen Grundsätze aus, welche unser Landrecht in Betreff der Ehe und namentlich der Ehescheidung aufstelle, und die Praxis unserer Gerichte geheiligt habe. Klagend rief er: unsere Sitten sind besser als unsere Gesetze! Des Königs Wille hat Hrn. v. Savigny zu einer Stellung berufen, wo er nicht mehr zu klagen braucht; wo ihm die Macht wurde, seine bessere Einsicht zum Gesetzvorschlage zu erheben. Eine große Partei, Fromme, Pietisten, Orthodoxe, wie sie sich, oder ihre Gegner sie nennen mögen, die längst Dasselbe oder Aehnliches fühlten, predigten und klagten, finden in seiner Autorität einen Hort, und was früher ein ohnmächtiger Versuch war, nur ein bescheidenes Anklopfen an die Thore der Gesetzgebung, könnte jetzt ein Sturm werden, vor dem ihre Flügel sich aufthun müssen. — Reif ist das Gesetz auch als Projekt gewiß noch nicht. Doch das davon Bekannte und Geahnte genügt, um das Publikum in Furcht zu setzen. Denn jede Beschränkung einer Freiheit, gleichviel ob einer heilsamen oder verderblichen, ängstigt die Gemüther, welche ihrer theilhaft waren. Es kommt hier dazu, daß man den einen Schritt rückwärts nur als das Glied einer Kette betrachtet, als den Versuch einer religiösen Reaktion, welche uns um eine errungene Freiheit bringen, und in einen Zustand der kirchlichen Beaufsichtigung und Beschränkung zurückversetzen will, aus der frei geworden zu sein, wir für einen Gewinn, einen