Seite:DE Stirner Schriften 085.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mit dem Judenthum kommen. Da sie an die Bibel alten Testaments nicht weniger eifrig, als an die neuen Testaments glauben, so müssen sie das jüdische Volk sehr hoch halten. Sie citiren auch, wenn sie irgend einmal eine Glaubenswahrheit beweisen wollen, ohne alle Kritik die Psalmen und Paulinischen Briefe, Genesis und Apostelgeschichte durcheinander. Es ist ihnen Alles Wort Gottes, Alles Offenbarung, Alles inspirirt; auf den Zusammenhang kommt es nicht an. Sie reden daher auch stets von dem Volk Gottes, aus dessen königlichem Stamme Jesus hervorgegangen, welche fürstliche Verwandtschaft sich beiläufig doch diejenigen merken sollten, die in Christus immer eine absolut demokratische Natur zu erblicken unhistorisch genug sind. Sie gestehen sich, dass, wenn sie so einen schönen Judenkopf mit hoher Stirn, sinnenden Augen, edler Nase, feinen und doch kraftvollen Lippen und dunklem Bart vor sich haben, Jesus wohl ganz ähnlich ausgesehen haben könne. Aber dennoch wollen sie nichts vom Juden wissen. Als Hausirer ist er ihnen zu schmutzig, zu gewinnsüchtig, in seinen Manieren zu lächerlich. Als wohlhabender Handelsmann, der die Messen bereist, der sein Lager hat, ist er ihnen zwar leidlich, aber doch nur nothgedrungen, beim Kauf und Verkauf, oder im Postwagen. Er riecht noch zu stark nach Knoblauch und hängt gar zu sehr an seinem alten Testament. Als Banquier, der in modernster Toilette dort mit den herrlichsten Vollblutpferden zur Börse eilt, dessen Haus ein Muster von Eleganz ist, der täglich „bei sich empfängt“ und so trefflichen Champagner hält, dessen Bücherschränke Schiller und Goethe, Byron und Scott, Victor Hugo und Balzac in englischen Einbänden dir entgegenstrahlen, dessen Tochter zur Begleitung des wiener Flügels die neuesten Opernarien aus Meyerbeer’s Hugenotten singt, als Banquier, der den Erlöserorden von einem christlichen Monarchen geschenkt bekommen hat, der eine Art von Diplomat, eine politische Macht ist; als