Seite:DE Stirner Schriften 086.jpg

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Banquier ärgert der Jude den Aristokraten durch seinen Reichthum, durch seinen Luxus, seine Bildung und seinen Einfluss. Und so ist auch dieser ihm nicht recht. Als aufgeklärter wissenschaftlicher Arzt kann er den Juden vielleicht nicht entbehren, allein er hasst an ihm die Aufklärung, er beschuldigt ihn, zu sehr sich entnationalisirt zu haben. Als Schriftsteller aber, wie Riesser, ist er ihm vollends ein Greuel. Für den Juden, der Journalartikel schreibt oder gar ein Journal redigirt, hat er nur noch Schimpfwörter. „Judenjunge“ ist hier sein technischer Ausdruck.“

I., 320. „Zwischen Preussen (der Provinz) und Schwaben besteht ein tiefer Zusammenhang. In der Diagonale deutschen Lebens von Südwest nach Nordost bilden sich die Pole, die mit einander in geheimer Wechselwirkung stehen, wie dies die Literaturgeschichte nachweisen kann. Wie nun Kant einst die Tübinger Theologen, Storr, Flatt, gegen sich in die Schranken rief, bis in Strauss doch der Rationalismus über den Supernaturalismus siegte, so schlägt nun Strauss gerade hier wieder mächtiger ein, als irgendwo. Mit Erstaunen habe ich im Kreise meiner beschränkten Erfahrung wahrgenommen, dass preussische Gutsbesitzer einen ganzen Winter consequent Seite für Seite von Strauss durchgelesen, durchgesprochen haben, ja nachher für ihre abweichenden Ansichten mit einander in Briefwechsel getreten sind.[1] Die Geistlichen sind bei uns, wie ich nicht anders glauben kann, aus dem wohlmeinendsten Interesse heraus oft terroristisch gegen die Strauss’schen Lehren aufgetreten. Hier und da, eine Zeitlang wird dies wirken, aber nicht auf die Länge, denn die Freiheit der Forschung ist vom Protestantismus unzertrennlich. Wollten sich die Straussianer, was übrigens anzunehmen gar keine Thatsachen


  1. Es mag hierbei bemerkt werden, dass viele Gutsbesitzer der dortigen Gegend sich gleich nach der Kunde von dem Verein der „Freien“ bereit erklärten, demselben sich zuzugesellen.