Seite:DE Stirner Schriften 102.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Thürme gegen die andringenden Asiaten erbaut, und die Censoren haben, wo sie es nur thun durften, und oft auch, wo sie es nicht durften, den Arbeiten an den detachirten Forts der Intelligenz nichts in den Weg gelegt. Doch wir wollen mit unserm Panegyrikus auf die königsberger Censoren warten, bis die deutsche Censur einst eines seligen Todes verblichen sein wird. In einer Leichenrede nimmt sich dergleichen schöner aus.“ Vier Vorlesungen bilden den Inhalt des Buches. In der ersten: „Die Masken des Lebens. Eine Aschermittwochsphantasie“, heißt es S. 19: „Historiker, die nicht die Contrerevolution, sondern das Contraire der Revolution wollen, versichern, daß das mittelalterliche Costume nicht blos poetisch ehrwürdig, sondern auch eine Garantie sei für die geistige Ruhe der Welt. Sie haben nicht Unrecht! ... Der Hofredacteur hat nicht blos die Programme aller Hofmaskeraden und die Bulletins der Hofküche zu schreiben und zur erbaulichen Lecture für das ganze römische Reich drucken zu lassen, es liegt ihm auch ob, bei jedem öffentlichen Hofschauspiele aus den Wolken glückliche Auspicien herauszudeuten und die officiellen Himmelserscheinungen in dem amtlichen Theile seiner Zeitung mitzutheilen. Er ist der einzige Mensch im heiligen römischen Reiche, dem es der Himmel unter allen Umständen recht machen muß. Regnet es z.B. während des Triumphzugs eines Kaisers, dann schreibt der Hofredacteur: „Der Himmel selbst weinte seine Freudenthränen auf die glückliche Erde hinab.“ Scheint die Sonne, dann „lächelt der Himmel blau und golden und weiß sich vor lauter Freuden nicht zu fassen.“ Blitzt und donnert es, so bedeutet das eine Freudensalve von Seiten der himmlischen Artillerie; schneit es, dann streut der Himmel selbst seine lilienweißen Blumen auf den Triumphator hinab; kurz, der arme Himmel muß, auf Befehl des kaiserlichen Hofzeitungsschreibers, bei jedem großen Maskenzuge, wie ein gemietheter Lohnlakai, seine devoten Honneurs machen.