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Jedem, der sich in unserer Stadt zu einer Lehre offen bekennen wollte, welche anstatt des Gottesdienstes eine Anbetung (!) des menschlichen Geistes proclamirt, die tiefste Verachtung seiner Mitbürger treffen, welche in ihrer Mitte das Treiben einer Gesellschaft nicht dulden würden, deren Ansichten nur dazu dienen könnten, alle sittlichen Grundlagen der bürgerlichen Gesellschaft zu untergraben, der gesetzlosesten Willkür Thor und Thür zu öffnen und Grundsätzen Eingang zu verschaffen, vor deren praktischen Folgen es gerathen sein müßte, Panzerhemden unter den Kleidern anzulegen und Haus und Familie vollständig zu verschließen.“ Was die Spenersche in diese wenigen würdelosen Worte kleidete, das paraphrasirte die „Kölnische“ drei große Spalten lang, und machte damit ihrer Schwester alle Ehre, sich selbst aber, und der gebildeten und christlichen Welt, die sie doch zu vertreten sich das Ansehen gibt, desto weniger. Nein, wer über das Leben und gar über den Werth geistiger Bewegungen seiner Zeit ein öffentliches Wort sich erlauben zu dürfen glaubt, der sollte wenigstens in seiner Haltung ein ebenes Maß von Bildung, in seinen Aussprüchen die Würde eines gereiften Gedankens, in seiner Kritik die Spuren eines mindestens versuchten Eindringens in die Sache verrathen. Das Publicum liest ja die Blätter nicht, um zitternde Exclamationen einer unmännlichen Furchtsamkeit zu bemitleiden, sondern um eine achtungswerthe Sprache zu vernehmen. Wie viel würdiger wußte sich hierbei die Aachener Zeitung zu betragen, die, obwol gleichfalls eine Gegnerin der Freien, mit dem untadeligsten Freimuth auftritt und jedem Einschreiten „von Regierungswegen“ sich widersetzt. Aber auch Ihr Blatt hat bereits in der vordersten Reihe die Angelegenheit besprochen und jene Gerechtigkeit dabei bewiesen, welche nie aus blindem Vorurtheil verdammt. Die Sache ist in der That in unserer, von allerlei liberalen Tendenzen vielbewegten Zeit so inhaltschwer und bedeutend, daß man

Empfohlene Zitierweise:
Max Stirner: Max Stirner's Kleinere Schriften und Entgegnungen. , Berlin 1914, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Stirner_Schriften_133.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)