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werden, zum Wohle des Ganzen erfoderlich ist; daß nur eine solche Einigung dem Volke die politische Bildung und die sittliche Kraft geben kann, durch welche allein es den Kampf mit nahenden Stürmen, wenn nicht glücklich, mindestens würdig zu bestehen vermag. Dies sind die Grundzüge einer Schrift, die an den Stufen des Thrones niedergelegt zu haben ich selbst jetzt nicht bereue. Die Thatsachen der vaterländischen Geschichte sind mir heilig; ich habe sie weder entstellt, noch daraus neue Rechte freventlich hergeleitet. In der Stille der Weihe ertheilte Friedrich Wilhelm III. seinem Volk jene organischen Gesetze und Rechte, denen Preußen seine Wiedergeburt verdankt; er sprach am 22. Mai 1815, als Preußens Jugend wiederum den Schlachtfeldern zueilte, den herrlichsten Segen über sie aus. Diese Urkunde der Verheißung ward freiwillig ausgestellt, ein Ergebniß moralischer Nothwendigkeit. Wer darin nur das vergängliche Gebot einer vorübergegangenen Noth sieht, verkennt die Größe jener Zeit, des Volkes Hingebung und die Erhabenheit des noch betrauerten Fürsten. Anders unser König und Herr! Er hat Mahnungen nicht gnädig aufgenommen, aber zugleich ihr wohlbegründetes Recht anerkannt. Ihm werden die väterlichen Verheißungen heilig sein! Hier ist mein Bekenntniß; ich habe nichts verschwiegen und nichts zu widerrufen. Frei spricht mich die Ueberzeugung, frei das Gewissen, und – ich stehe vor selbstgewählten, gewissenhaften Richtern.“ Da der Criminalsenat selbst sich genöthigt sah, die Anklage auf Hochverrath zurückzuweisen, so hat der auf diese Anschuldigung bezügliche Theil der Rechtfertigung kein augenblickliches Interesse mehr. Die beiden anderen Punkte der Anklage, Majestätsbeleidigung und frecher, unehrerbietiger Tadel der Landesgesetze, sind vom Senate bestätigt worden. Wie sich Dr. Jacoby gegen beide Beschuldigungen vertheidigt, das kann hier unmöglich ausführlich gezeigt werden: man müßte dann eben die ganze „Rechtfertigung“

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Max Stirner: Max Stirner's Kleinere Schriften und Entgegnungen. , Berlin 1914, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Stirner_Schriften_153.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)