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und mündlichen Verfahrens bei politischen Vergehen beantragt, und auf einem dem preußischen geh. Ober-Justizrath Ruppenthal gegebenen Feste vernahm man die denkwürdigen Worte: «Aus aufrichtiger Liebe für mein Vaterland wünsche ich nichts sehnlicher, als die, dem Geiste unserer Zeit und der Verfassung des Staats anpassende Wiederherstellung der uralten deutschen Gerichtsverfassung, die auf dem Grundsatze der Mündlichkeit und Oeffentlichkeit erbaut war. Ich wünsche, und Jeder, der das Gute will, muß mit mir wünschen, daß die übrigen Provinzen des Reichs Dessen theilhaftig werden mögen, was das Rheinland besitzt.» Ueberall auf seiner Rundreise durch die Rheinprovinzen mit Jubel empfangen, erkannte auch Ruppenthal Oeffentlichkeit und Mündlichkeit als das höchste Palladium der bürgerlichen Freiheit an, pries laut die Vorzüge dieser echt germanischen Institution und sprach die Hoffnung aus, sie bald in ganz Deutschland angenommen zu sehen. Nach allem Diesem dürfte mein Ankläger sich wol in einem Irrthume befinden, wenn er das Verlangen nach «Oeffentlichkeit des Gerichtsverfahrens» mit zu den Ergebnissen einer «seichten Zeitungsweisheit» rechnet.“

Nun soll Einiges aus dem umfangreichen, dem Dr. Jacoby publicirten Erkenntniß des Criminalsenats in Betreff der beiden Anklagepunkte (der Hochverrath kann übergangen werden) dem Vorigen an die Seite gestellt werden. Zuvörderst ein paar Worte über die Person des Dr. Jacoby. Der Angeschuldigte Johann Jacoby, ein Sohn des verstorbenen Kaufmanns Jersohn Jacoby und dessen noch lebenden Witwe Eleonore, geborene Jonas, ist gegenwärtig 37 Jahre alt, bekennt sich zur jüdischen Religion, hat sich niemals in Militairverhältnissen und früher noch nicht in Untersuchung befunden. Nachdem er die Schulbildung auf dem Collegio Friedericiano in Königsberg empfangen, hat er vier Jahre hindurch auf der Universität in Königsberg Medicin studirt, und demnächst im Jahr 1828

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Max Stirner: Max Stirner's Kleinere Schriften und Entgegnungen. , Berlin 1914, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Stirner_Schriften_163.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)