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diesen Beziehungen trifft den Inculpaten der gerechte Vorwurf der Frechheit. In der wichtigsten Angelegenheit des Landes hat er sich unterfangen, das Volk zu belehren und demselben die Mängel der bestehenden Verfassung offenbaren zu wollen, ohne sich zuvor selbst gründlich von der Richtigkeit Dessen zu überzeugen, woraus er seinen Tadel herleitet, indem er sich begnügt hat, aus Zeitschriften und Büchern zu schöpfen, ohne auf die gesetzlichen Bestimmungen selbst zurückzugehen. Er hat aus Unwissenheit oder mit Absicht Behauptungen zur Begründung seines Tadels aufgestellt, welche mit der Wahrheit nicht übereinstimmen, er hat die Gesetze unvollständig aus dem Zusammenhange gerissen und nicht sinngetreu wiedergegeben, und die Mannichfaltigkeit der von ihm aufgestellten Unrichtigkeiten führt zu der Ueberzeugung, daß er hierbei die Wahrheit absichtlich entstellt oder verschwiegen. Nicht in dem Tone ruhiger Erörterung sucht er sein Urtheil zu begründen, sondern er ergeht sich in heftigen, mit Spott und Bitterkeit angefüllten Declamationen nicht prüfend, sondern schmähend. Inneren Zerfall und äußere Unterjochung enthüllt er dem Blicke des Volks als unausbleibliche und schon nicht mehr ferne Folge der bestehenden Verfassung, und als das einzige Mittel der Rettung bezeichnet er die von des Königs Majestät bereits abgelehnte Organisation reichsständischer Verfassung. Nicht allein stehen bleibend bei den vermeintlichen Mängeln der gegenwärtigen Staatseinrichtung, ist er stets darauf bedacht, die frühere Tendenz der Regierung als eine dem Volk ersprießlichere darzustellen, dem Volke das Gefühl zu erregen, es habe früher bessere Zeiten gegeben, und solchergestalt Misvergnügen und Unzufriedenheit zu verbreiten.“ Mit diesem Wenigen und Hauptsächlichsten ist wenigstens so viel Einsicht in die so bedeutungsvolle Proceßsache des Dr. Jacoby gewährt, als der Raum einer Zeitung gestattet.

Empfohlene Zitierweise:
Max Stirner: Max Stirner's Kleinere Schriften und Entgegnungen. , Berlin 1914, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Stirner_Schriften_168.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)