Seite:DE Stirner Schriften 290.jpg

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Die Einen nämlich folgen blindlings der Leitung ihres Herzens, ihrer Gemüthsart, ihrer Natürlichkeit. So die Rigolette (Lachtaube): sie ist eben so, wie sie ist, ein zufriedenes Gemüth und eine glückliche Mittelmässigkeit, und was sie ist, das wird sie immer bleiben, ein Wesen ohne alle Entwicklung, wie eben ihre Kanarienvögel auch; sie können nur Schicksale erfahren und erleiden, aber sie können nicht anders werden. Die Kehrseite zur Rigolette giebt der kleine Lahme ab, ein schadenfrohes Kind, das eben immer von seiner Lust, der Schadenfreude, die natürlich mit dem Alter an hämischem Wesen zunimmt, sich bestimmen lassen wird, bis es einmal auf dem Schaffot endet, und so geschichtlos in die Grube kommt, wie Rigolette in ein ehrsames Grab. — Welche Art von Trieb eine lebenswierige Herrschaft über das Individuum ausübt, macht hierbei keinen wesentlichen Unterschied; bei Ferrand ist’s der Geiz, bei dem Spitzigen die energielose Schwatzhaftigkeit u. s. w.

Für die zweite Gattung entwickelungsloser und unfreier Menschen, derjenigen nämlich, welche weniger von ihrem natürlichen Triebe, desto mehr aber von einem Glauben, einer fixen Idee abhängen, hat E. Sue, der selbst ein Knecht unter diesen Knechten nichts Besseres kennt, besonders auf die Tugendbeflissenen eine pathologische Genauigkeit verwendet. Obenan steht sein tugendgläubiger Grossherzog, der zu dem grossen Orden der „Wohlthäter der leidenden Menschheit“ gehört und sein Ordenszeichen nicht auf, sondern in der Brust trägt. Dieser „barmherzige Bruder“ Rudolph, milde und streng und ganz dazu gemacht, die Menschen zu „bemuttern,“ will die im Sündenpfuhl verkommenden Unglücklichen physisch und moralisch bessern und — belohnen, die hoffnungslos Verdorbenen aber unschädlich machen, und durch ausgesuchte Seelenmartern — bestrafen. So zieht er in Paris ein und so zieht er, ungeheilt von seinem Wahnsinn, wieder hinaus, nachdem