Seite:DE Stirner Schriften 402.jpg

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„Sophist.“ Bringen Sie Ihre Schablone, Herr Kuno Fischer, mich gelüstet, Hegel einen „Sophisten“ zu nennen. Doch hören wir unsern gloriosen Sophistenjäger selbst. „Die Sophistik ist das Spiegelbild der Philosophie — ihre verkehrte Wahrheit.“ Also ganz dieselbe Wahrheit, nur in entgegengesetzter Stellung? Ei, auf die Stellung kommt es uns nicht an. Wir betrachten das Bild von oben und nennen es einen „Sophisten“; wir betrachten es von unten und nennen es einen „Philosophen“ »tel est notre plaisir.«

„Das sophistische Subject, das sich zum Herrn, zum Despoten des Gedankens macht, und damit alle objectiven Mächte der Welt dem tel est mon plaisir preisgiebt, kann unmöglich die denkende Subjectivität sein.“ „Herr, Despot des Gedankens“ wessen Gedankens? meines Gedankens? Deines Gedankens? oder des Gedankens an sich? Wenn das „sophistische Subject sich zum Herrn meines Gedankens, oder des Gedankens an sich, eines Dinges, was keinen Sinn hat, macht, so ist es doch wohl mächtiger, und dazu berechtigt; denn es kann sich nur durch Denken des Gedankens bemächtigen, und das ist doch gewiss eine ehrenfeste, gentleman’sche Waffe. Ist es aber Herr seines eigenen Gedankens, so ist das nichts Besonderes. Bist Du es nicht, so bist Du ein Wahnsinniger; der Spielball Deiner fixen Idee. Doch gemach, da kommen die „objectiven Mächte der Welt,“ eine sublime Gesellschaft. Wer seid ihr? Seid ihr das Licht, „das durch gemalte Scheiben bricht,“ und mir trotz meinem Plasir die Nase blau färbt, wenn ich in einer gothischen Kirche stehe? Ja selbst mein betender Nachbar, von der Objectivität des gegenwärtigen Gottes durchdrungen, muss über die blaue Nase lachen. Oder seid ihr die vernichtende Macht eines fallenden Körpers, der entladenen Elektricität, der raschen Ausdehnung eines verdunstenden Stoffes?