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unter einem Dache vereinigt sind; aber die „Graft“, welche sich rings umher zog, war besonders breit und tief, und der weitläufige Garten, der innerhalb derselben die Gebäude umgab, war vor Zeiten mit patrizischem Luxus angelegt.

Das Gehöfte war einst neben vielen anderen in Besitz der nun gänzlich ausgestorbenen Familie van der Roden, aus der während der beiden letzten Jahrhunderte eine Reihe von Pfennigmeistern und Rathmännern der Landschaft und Bürgermeistern meiner Vaterstadt hervorgegangen ist. – Neunzig Höfe, so hieß es, hatten sie gehabt, und sich im Uebermuth vermessen, das Hundert voll zu machen. Aber die Zeiten waren umgeschlagen; es war unrecht’ Gut dazwischen gekommen, sagten die Leute; der liebe Gott hatte sich in’s Mittel gelegt, und ein Hof nach dem andern war in fremde Hände übergegangen. Zur Zeit, wo meine Erinnerung beginnt, war nur der Staatshof noch im Eigenthum der Familie; von dieser selbst aber Niemand übrig geblieben, als die alternde Besitzerin und ein kaum vierjähriges Kind, die Tochter eines früh verstorbenen Sohnes. Der letzte männliche Sprosse war als fünfzehnjähriger

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Theodor Storm: Auf dem Staatshof. Braunschweig: George Westermann, 1891, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Storm_Auf_dem_Staatshof_05.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)