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vor sich hin, und ihre kleinen Hände lagen fest geschlossen auf der Brust. Ich fragte sie: „Was ist denn Dir begegnet, Anne Lene?“ Aber sie sah nicht auf; sie ließ die Arme sinken und sagte: „Nichts, Marx; was sollte mir begegnet sein?“ Zufällig aber hatte ich bemerkt, daß die Krone des kleinen Baumes wie von einem Pulsschlage in gleichmäßigen Pausen erschüttert wurde, und es überkam mich eine Ahnung dessen, was hier geschehen sein könne; zugleich ein Reiz, Anne Lene fühlen zu lassen, daß sie mich nicht zu täuschen vermöge. Ich zeigte mit dem Finger in den Baum und sagte: „Sieh nur, wie Dir das Herz klopft!“

Diese Vorfälle, welche damals bei der kurz danach erfolgten Abreise des Kammerjunkers bald von mir vergessen waren, ließen nun nicht ab mich zu beunruhigen, bis sie endlich von den Leiden und Freuden des Studentenlebens auf’s Neue in den Hintergrund gedrängt wurden.

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Ich habe nicht von mir zu reden.

Etwa zwei Jahre später um Ostern kehrte ich als

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Theodor Storm: Auf dem Staatshof. Braunschweig: George Westermann, 1891, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Storm_Auf_dem_Staatshof_37.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)