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Walther Kabel: Daß Tiere einander das Leben retten (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 4)

Miauen angelockt, eilte eine Hündin herbei, sprang ins Wasser, packte das Kätzchen, schleppte es ans Ufer und trug es zu ihren eigenen Jungen. Sie übernahm dann auch die Pflege und Ernährung des hilflosen kleinen Tieres.“

Eine indische Zeitschrift wieder erzählt folgenden Fall: „Nördlich von Patna befindet sich an einer flachen Stelle des Ganges die Elefantenschwemme, wo täglich Dutzende dieser Riesentiere ihr Bad nehmen. Als nun eines Tages bei einem Frühjahrshochwasser der mächtige Fluß gefährliche Strudel bildete, fiel von einem vorüberfahrenden Dampfboot ein Hund ins Wasser und wurde von der Strömung schnell an eine Stelle geführt, wo ein großer Wirbel alle in der Nähe vorbeitreibenden Gegenstände – Baumäste, Bretter, losgerissene Grasstücke – mit unheimlicher Gewalt förmlich verschluckte. Der Hund, der die drohende Gefahr ahnen mochte, stieß ein klägliches Geheul aus und versuchte mit ganzer Kraft gegen die kreisende Flut anzukämpfen. Diesen Vorgang bemerkte ein Elefant, der sich in der Nähe soeben mit Hilfe seines Rüssels eine ausgiebige Dusche zuteil werden ließ. Trotz des Verbotes seines Führers watete der Elefant plötzlich auf den bereits versinkenden Hund zu und bekam ihn noch im letzten Augenblick glücklich mit dem Rüssel zu packen. Dem gewaltigen Dickhäuter vermochte der Strudel natürlich nichts anzuhaben, und so erreichten beide Tiere wohlbehalten das Ufer.“

W. K.
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Daß Tiere einander das Leben retten (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 4). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1915, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Da%C3%9F_Tiere_einander_das_Leben_retten.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)