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Hermann Löns: Da draußen vor dem Tore

siedelten die Heimchen, und der Föhrenwald brummte undeutliche Lieder in den Bart.

Ach, was war das schön den Morgen, als dann die Sonne uns lachte! Alles so ruhig, so groß, so sicher weit und breit zur Rechten, wo aus der weiten Heide ein weißer Weg schimmerte, ein spitzer Turm glänzte, ein rotes Dach leuchtete in dem Braun und Grün, und links, wo am Berg im Buchwald die Sonne die Farrne golden bemalte und das Moos leuchten ließ. Der Buchenwald links so laut und lebhaft im Wind, und rechts die Senne, still zuhörend seinem Geplauder.

Einmal nur fühlte ich den mahnenden Fingerdruck meiner Begleiterin auf dem Arm und blieb stehen. Mit den Augen zeigte sie nach dem Horst windzerzupfter Krüppelföhren. Dahinter schob es sich rot zum Holze hin mit langen schlanken Läufen und beweglichen Lauschern und großen, dunklen Augen, hier noch ein Hälmchen rupfend, da ein Blättchen nehmend, ein Rudel Wild. Lautlos glitt das Wild über den Weg und zerfloß im Schatten der Buchen. Und noch einmal drückte Frau Einsamkeit meinen Arm und lächelte. Da standen zwei Frauen, halb gebückt, noch die Braken, die sie zur Feuerung suchten, in den Händen, und sahen uns still verwundert an. Wann kommt hierher wohl je ein Stadtmensch? Stumm nickten sie auf unser stummes Nicken und sahen uns nach.

Als die Sonne den Morgennebel fortjagte, da summten fröhlicher die Immen, tanzten vergnügter die Bläulinge, goldgrünschimmernd flog vor uns her der Sandläufer flinke Schar, silberflügelige Jungfern umknitterten uns. Auch der Wind lebte

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Hermann Löns: Da draußen vor dem Tore. J. Schnell, Warendorf 1911, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Da_drau%C3%9Fen_vor_dem_Tore.pdf/113&oldid=- (Version vom 31.7.2018)