Und eilig, wie kein Vogel je geflogen,
Glitt’s auf des Meeres glattem Spiegel her.
Ein wenig hatt’ und zu dem Führer sprach,
Schien’s heller dann und größer ob den Wogen.
Ein weißer Glanz hervor, und bald erkannte,
Ich andres Weiß auch unten nach und nach.
Indem der Flügel erstes Weiß erschien,
Rief, wie er nun den hehren Schiffer kannte:
Sieh, Gottes Engel! Falte deine Hände!
Nun siehst du Solche Gottes Wink vollziehen.[3]
Nicht Segel, Ruder nicht – sein Flügelpaar
Braucht er zur Fahrt an’s ferneste Gelände.
Die Luft bewegt das ewige Gefieder,
Das nicht sich ändert wie der Menschen Haar.“
In hellerm Glanz, daß näher solchen Schein
Mein Auge nicht ertrug, drum schlug ich’s nieder.
Das Schiff des Eilands niedern Strand gewinnen,
Auch drückt’ es kaum die Spur den Fluten ein.
Am Hintertheil des Schiff’s, der Steuermann,
Und mehr als hundert Geister saßen drinnen.
- ↑ [16. Der Leser wird in der hohen poet. Schönheit der folgenden Stelle, 16 bis zum Schluß, gleich einen Beweis des in der Vorbemerkung Gesagten erkennen.]
- ↑ 22. Der hellste Glanz ist der des Angesichts, und dieser wird zuerst erkennbar, dann zeigt sich das lichte Weiß der beiden Flügel und zuletzt das des Gewandes.
- ↑ [30. – Engel, statt, wie in der Hölle, Teufel.]
- ↑ 46. Der Anfang des schönen 114ten Psalmen, welchen die Leser nachsehen mögen. Sie werden leicht erkennen, wie herrlich dieser Psalm [209] auf die Seelen angewandt ist, welche, gerettet aus der Sclaverei der Erde, der Freiheit zuziehen.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_208.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)