Ihm, welcher auf- und abführt Licht und Pracht,
Wenn er vom alten Weg nicht abgeirrt,
Mit seiner Glut den Zodiak verklären.
Daß dieser Berg mit Zions heil’gen Höhen
Begränzt von einem Horizonte wird,
Die Bahn, die Phaëton, der Thor, durchreist,
Ist drum von hier zur linken Hand zu sehen,
So hoff’ ich denn, daß du zur klaren Kenntniß,
Wenn du wohl aufgemerkt, gefördert seist.“
Als hier““ begann ich, „„wo mir dein Beweis
Ersetzt den Mangel eigener Erkenntniß.
Den man Aequator in der Kunst benannte,
Der fest bleibt zwischen Sonn’ und Wintereis,
Sich nordwärts hier, wie ihn die Juden sahn,
Wenn sich ihr Antlitz gegen Süden wandte.
Denn sieh, so hoch, wie kaum die Augen kommen,
Steigt ja des Berges Gipfel himmelan.““
Trifft große Schwierigkeit an seinem Fuß,
- ↑ 85–96. Indem der Mensch im Beginn eines bedeutenden Strebens das Ziel desselben scharf in’s Auge faßt, scheint es ihm so entfernt und der Weg dahin so schwierig, daß er fast die Hoffnung verliert, es je zu erreichen. Aber die Vernunft sagt ihm, daß sich die Schwierigkeit mit jedem Fortschritte mindert, und daß, je mehr wir dem Ziele uns nähern, die Mühe selbst zum Genusse wird. [Aber mehr weiß die Vernunft auch nicht, V. 96. Sie weiß den Weg nicht und giebt die Kraft nicht zum Erreichen des Ziels.]
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_221.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)