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Doch nicht des Vaters bess’res Gut erwerben.

121
Denn selten nur soll Menschenredlichkeit,

Nach Gottes Schluß, neu aus der Wurzel schlagen,
Weil Er nur sie auf frommes Flehn verleiht.

124
Dem Adlernas’gen ist dies auch zu sagen,[1]

So gut als Petern, welcher mit ihm singt,
Weshalb Provence und Puglien sich beklagen,

127
Weil so viel schlechtern Keim sein Same bringt,

Als höher sich Konstanza’s Gatt’ im Preise[2]
Vor Beatricens und Margrethens schwingt.

130
Den König seht von schlichter Lebensweise,[3]

Der einsam sitzt, Heinrich von Engelland,
Vergnügt, daß sich ihm gleich sein Sproß erweise.

133
Der tiefer sitzt, den Blick emporgewandt,

Ist Markgraf Wilhelm, welchen noch die Seinen[4]
In Montferrat, in Canaveser Land,

136
Um Alessandria’s Tück’ und Krieg beweinen.“
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Achter Gesang.
Vorfegefeuer. Schluß. Abend im Thal der Fürsten. Das Dreigestirn. Die Schlange. Malaspina.

1
Die Stunde war es, die zu stillem Weinen[5]

Vor Heimweh den gerührten Schiffer zwingt,


  1. 124–127. Auch mit dem Nachfolger Karl des Ersten, mit Karl dem Zweiten, König von Sicilien und Grafen von Provence, ist der Dichter so wenig, als mit Jacob und Friedrich zufrieden.
  2. [128. Konstanza’s Gatte, der vorgedachte Peter der Dritte (s. Gs. 3. 107 ff.), welcher also weit über die zwei Gatten der beiden Schwestern Margarethe und Beatrice, der Töchter Raimunds Berlinghier des Fünften, über die beiden Brüder Ludwig IX. von Frankreich und Carl I. von Anjou gesetzt wird, obwohl der letztere besser sei, als sein Sohn Carl II.]
  3. 130. Heinrich der Dritte von England. Sein Sohn Eduard der Erste, welcher von 1272 bis 1307 regierte, war eben so ausgezeichnet durch seine Klugheit im Cabinet, als durch seine Tapferkeit im Felde, und verdankt beiden die Erwerbung des Fürstenthums Wales. Unter ihm machte die englische Verfassung große Fortschritte in ihrer Ausbildung.
  4. 134. Der irdischen Rangordnung gemäß [welcher sie hier noch nicht abgestorben sind] kommen erst die Kaiser, dann die Könige, und tiefer sitzt dort Wilhelm, Markgraf von Monferrat, und blickt zu den Höheren empor. Er wurde von seinen Feinden, denen von Alessandria [241] della Paglia, gefangen und getödtet. In dem Kampfe, der zur Rache dieses Mords von seinen Söhnen gegen Alessandria unternommen wurde, waren dieselben unglücklich, indem er mit der Verwüstung ihrer Besitzungen endete.
  5. VIII. [1 – 18. Wunderbar schönes lyrisches Stimmungsbild, welches den Dichter auch in dieser Gattung als Meister zeigt.]
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_240.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)