Seite:Dante - Komödie - Streckfuß - 433.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ist Wohnsitz derer, die zum thät’gen Leben
Der Durst allein nach Ruf und Ehre trieb.

115
Und wenn so falsch gelenkt die Wünsche streben,

So muß sich wohl der wahren Liebe Licht
Mit minderm Glanz zum rechten Ziel erheben.

118
Doch wägen wir dann des Verdienst’s Gewicht

Mit dem des Lohns, so wird uns Wonn’ und Frieden,
Weil eins dem andern so genau entspricht.

121
Dann stellt uns die Gerechtigkeit zufrieden

Und sichert uns vor jedem sünd’gen Hang,
Denn glücklich macht uns das, was uns beschieden.

124
Verschiedne Tön’ erzeugen süßern Klang;

So bilden hier die Harmonie der Sphären
Die lichten Kreise von verschiednem Rang.

127
Du siehst in dieser Perle sich verklären[1]

  1. 127 ff. Ein Romeo soll, als Pilger von einer Wallfahrt kehrend, vom Grafen Berlinghier von Provence aufgenommen und zum Verwalter seiner Einkünfte bestellt worden sein. Als solcher erfüllte er treulich seine Pflicht und vermehrte mit den Einkünften des Grafen dessen Ansehn so, daß die vier Töchter desselben sämmtlich Königen vermählt [434] wurden. Dennoch forderte Berlinghier Rechnungs-Ablegung von ihm, durch welche Romeo nachwies, daß unter seiner Verwaltung des Grafen Einkünfte sich verdoppelt hatten. Indessen war dies Ansinnen dem treuen Verwalter so schmerzhaft gewesen, daß er den Grafen verließ und als Greis sich vom Betteln ernährte. –
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_433.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)