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88
Die Ughi hab’ ich und die Catellinen[1]

Der Greci und Ormanni Stamm gesehn,
Die selbst im Fall erhabne Bürger schienen.

91
Mocht’ alt, wie hoch, der von Sanella stehn,

Er mußte mit Soldanier, den von Arke,
Und den Bostichi kläglich untergehn.

94
Am Thor, das jetzt an Hochverrath so starke[2]

Belastung hat, daß in den Wogen bald
Versinken wird die überladne Barke,

97
Dort war der Ravignani Aufenthalt,

Das Stammhaus derer, die den Namen führen
Des Bellincion, der edel ist und alt.

100
Wohl wußte, wie sich’s zieme, zu regieren,

Der della Pressa – Galligajo nahm
Das Schwert, das golden Blatt und Knauf verzieren.

103
Groß war die scheck’ge Säul’ und wundersam,[3]

Groß waren die Sachetti, die Barucci,
Und die ein Scheffel jetzt erfüllt mit Scham.[4]

106
Groß war vordem der Urstamm der Calfucci;

Zu jeglichem erhabnen Platz im Staat
Rief man die Sizii und die Arrigucci.

109
Wie Manchen noch trug fehl des Stolzes Saat,[5]

  1. 88–93. Bedeutende Familien, die damals schon untergegangen waren.
  2. [94–99. Am Thor St. Petri, wo auch die Cerchi und Donati, die Häupter der Weißen und Schwarzen, wohnten, deren alles aufwiegelnde Parteiungen dem Dante als Hochverrath an dem Wohl der Stadt mit Recht erschienen.]
  3. 103. Die graue Säule, Wappen der Familie Billi oder Pigli.
  4. 105. Ein Mitglied der edlen Familie der Chiaramonti, welches den öffentlichen Getreide-Magazinen vorstand, hatte den Scheffel, nach welchem das Korn ausgegeben wurde, durch Herausnahme einer Daube verfälscht und sich das Mindermaß angeeignet. Fegf. 12, 105.
  5. [109. Philalethes vermuthet: die Uberti. 111: die Lamberti, deren Wappen sicher die goldnen Kugeln waren, wie später das der Medici. – Es ist wieder auf die einstigen, ruhmvollen Tage dieser beiden mächtigen Geschlechter vor den Zeiten der Parteiung gedeutet und auf ihren nachherigen Untergang (Mitte des 12. Jahrh.), woran wenigstens die Uberti, durch ihre hochmüthigen Volksbedrückungen selbst Schuld trugen. Beide Familien waren übrigens ghibellinisch. Vgl. dazu Ges. 6, 103 ff.]
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 495. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_495.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)