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Als die Gesellschaft jener schlechten Schaar,
Mit welcher du dem Bann wirst unterliegen.

64
Ganz toll, und ganz verrucht und undankbar,

Bekämpft sie dich; doch zeiget bald, zerschlagen,
Ihr Kopf, nicht deiner, wer im Rechte war.

67
Wie dumm sie ist, das wird ihr Thun besagen;

Und daß du für dich selbst Partei gemacht,
Wird dir erwünschte, schöne Früchte tragen.

70
Die erste Zuflucht in der harten Acht

Wird dir der herrliche Lombard’ gewähren,
Den heil’ger Aar und Leiter kenntlich macht.

73
Zwischen euch wird von Geben und Begehren

Das, was sonst später kommt, das Erste sein,
So sorgsam wird auf dich sein Blick sich kehren.

76
Dort siehst du Ihn, dem dieses Sternes Schein[1]

Bei der Geburt im hellsten Licht entglommen,
Ihm das Gepräg zu hoher That zu leihn.

79
Und hat die Welt noch nichts davon vernommen,

So ist’s, weil eben erst der Jahre neun
Den Lauf die Sonne hat um ihn genommen.

82
Eh’ der Gascogner Heinrich wird bedräun,[2]

Wird er schon Funken seiner Tugend weisen,
Wird Gold nicht achten, keine Mühsal scheu’n.

85
Von seiner Großmuth Proben und Beweisen

Wird so die Welt erfüllt, daß selbst der Troß
Der Feinde nicht vermag, sie nicht zu preisen.


  1. [76. Im fingirten Jahr 1300 war Can grande erst 9 Jahre alt.]
  2. [82. Der Gascogner ist Clemens V., über den Hölle 19, 82 zu vgl. Er begünstigte Heinrichs Zug in Worten und machinirte dagegen mit der That. Dies war zwischen 1310 und 1312 und soll Can grande’s Jünglingsalter bezeichnen. In der That zeigte dieser auch frühe große Thatkraft und Noblesse. Und schon aus seiner frühsten Jugend bewahrt Landino folgendes köstliche Genrebildchen von ihm: „dum pater duxisset eum semel ad videndum magnum thesaurum, iste illico levatis pannis minxit super eum“, woraus dann alle Anwesenden seine angeborene Freigebigkeit und Geldverachtung weissagten – und diesmal mit vollem Rechte! Denn gerade von diesen, damals so seltenen, Eigenschaften ist sein Benehmen gegen D. und zahlreiche andere Vertriebene, gegen Künstler und Dichter, und seine ganze Lebensgeschichte Zeuge und die folgenden Verse werden hieraus erklärlich.]
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 502. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_502.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)