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Der, so den Platz des Augenapfels hat,

Des heil’gen Geistes Sänger war’s und brachte[1]
Die Bundeslade fort von Stadt zu Stadt.

40
Wie der, der ihn begeistert, seiner achte

Und seines Sangs, das kann er jetzo sehn,
Da Er dem Werth gleich die Belohnung machte.

43
Von fünf, die um mein Aug’ als Braue stehn,

Sieh nächst dem Schnabel den, der eh’mals Weile[2]
Dem Heer gebot auf einer Wittwe Flehn.

46
Wie, wer nicht Christo folgt zu seinem Heile,

Dies theuer büßt, das hat er nun erkannt
In dieser Wonn’ und in dem Gegentheile.

49
Der Nächst’ im Kreise, der mein Aug’ umspannt,[3]

Ist Jener, der den Tod auf fünfzehn Jahre
Durch wahre Reue von sich abgewandt.

52
Jetzt sieht er ein, daß der Unwandelbare

Den Rath nicht ändert, ob sein Urtheil sich,
Auf würd’ges Fleh’n, von heut’ auf morgen spare!

55
Der nachfolgt, führte das Gesetz und mich,[4]

Durch guten Sinn zur Unheilsthat bewogen,
Nach Griechenland, weil er dem Hirten wich.


  1. [38–42. Des heil’gen Geistes Sänger etc., David. (S. Fegf. 10, 55 ff.) – „Dem Werth gleich“ etc. – Soweit seine Psalmen, sein eigen Werk, seinem eigenen gläubigen Eingehen auf die Eingebung des h. Geistes entsprungen waren, wird dies Glaubenswerk hier belohnt.]
  2. 44–48. Trajan. S. Fegefeuer Ges. 10, V. 71 ff., wo das hier erwähnte Ereigniß erzählt ist, und die dazu gehörige Anmerkung. Weiter unten, V. 106 des gegenwärtigen Gesanges, wird angeführt, daß seine Seele durch Fürbitte des heil. Gregor aus der Hölle, wohin sie nach seinem Tode versetzt worden, in den Leib zurückgekehrt, und er während dieses kurzen zweiten Erdenlebens Christ geworden sei. Daher kennt er aus Erfahrung die Himmelswonne und deren Gegentheil, die Hölle, [übrigens blos aus dem I. Kreis.]
  3. [49–51. Hiskia, 2. Kön. 20, Jes. 38. – Jetzt sieht er ein (dies wird auch im Original sechsmal vorangestellt), daß Gottes zuvor beschlossener Rath durch’s Gebet nicht abgeändert werde, welches vielmehr zum Voraus in denselben eingerechnet ist, mit seinen Wirkungen.]
  4. [55–60. Nach den von D. benützten Legenden wollte Constantin, aus Ehrfurcht für die Kirche, nach der, schon Hölle 19, 115 getadelten, Schenkung von Land und Recht an den Papst, diesem bescheiden weichen und zog nach Byzanz. Wir wissen, wie D. davon alles Unglück der Welt ableitete (59). Aber ihm selber konnte die gut gemeinte, nur zum Unheil ausgeschlagene That nicht zur Sünde werden.]
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 520. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_520.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)