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Die Quell’ erspähen kann, wo er begonnen,

121
Weiht’ all sein Lieben einst dem Rechten nur,

Drum hob ihn Gott empor zu Gnad’ und Gnaden,
Und zeigt’ ihm künftiger Erlösung Spur.

124
Er glaubt’ an sie, und schalt sodann, entladen

Des Heidenthums, von seinem Stanke frei,
Die, so noch wandelten auf falschen Pfaden.

127
Anstatt der Taufe standen ihm die Drei,

Die du am rechten Rad im Tanz gesehen,[1]
Wohl tausend Jahre vor der Taufe bei.

130
O Gnadenwahl, wie tief verborgen stehen

Doch deine Wurzeln jenem Blick, der nicht
Vermag den Urgrund völlig zu erspähen!

133
Drum, Menschen, seid vorsichtig im Gericht,

Da wir nicht all’ die Auserwählten wissen,
Wir, die wir schau’n in Gottes ew’ges Licht.

136
Und süß ist uns auch das, was wir vermissen,

Da immer reiner draus das Heil entquillt,
Da dessen, was Gott will, auch wir beflissen.“ –

139
So reichte jenes gottgeliebte Bild,

Der schwachen Sehkraft Stärkung zu bereiten,
Mir Arzeneien, wundersüß und mild.

142
Und wie mit lieblichem Geschwirr der Saiten

Die guten Lautner guter Sänger Lied
Zu größ’rer Süßigkeit des Sangs begleiten,

145
So regt’, indeß der Adler mich beschied,

Der benedeiten Lichter Paar zusammen,[2]
Wie man zugleich die Augen blicken sieht,

148
Bei seinem Wort die hellen Wonneflammen.
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  1. [128. Fegf. 29, 121.]
  2. [146. Der benedeiten Lichter Paar, Trajan und Ripheus.
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 524. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_524.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)