Seite:Dante Prosa 021.gif

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Wahrheit gelangen, welche nie etwas hörten, als Diejenigen, welche zu Zeiten hörten und mit falschen Meinungen erfüllt sind. Deshalb sagt Galenus nicht übel, daß dergleichen Leute doppelte Zeit gebrauchen, um Kenntniß zu erlangen. Da nun der Monarch keine Gelegenheit zur Begierde haben kann, oder doch die menschenmindeste, wie oben gezeigt, was bei den übrigen Herrschern nicht der Fall ist, und die Begierde eben allein das Urtheil verderbt und die Gerechtigkeit hindert, so folgt, daß er völlig oder doch vorzüglich gut zum Herrschen eingerichtet ist, weil er unter den Uebrigen vorzugsweise Urtheile fällen und Gerechtigkeit üben kann. Diese beiden Geschäfte sind es aber, welche einem Gesetzgeber und Gesetzverwalter hauptsächlich zukommen, dem Zeugniß jenes hochheiligen Königes zufolge, als er das einem Könige und dem Sohne eines Königes Zukommende forderte. Gib, o Gott, sagte er, dem Könige dein Urtheil, und dem Sohne des Königs Gerechtigkeit. So ist es denn mit Recht gesagt, wenn es in dem Hülfssatze heißt, daß der Monarch allein Der ist, welcher zum Herrscher am besten eingerichtet sein kann. Also kann der Monarch allein Andre am besten einrichten. Und hieraus folgt, daß die Monarchie zum Heil der Welt nothwendig sei.

Und was durch Eins geschehen kann, das geschieht besser durch Eins als durch Mehreres. Dies erhellt so: das Eins, durch welches etwas geschehen kann, heiße a, und das Mehrere, durch welche es gleichfalls geschehen kann, heiße a und b. Wenn nun Dasselbe, was durch a und b geschieht, durch das a allein geschehen kann, so nimmt man b unnöthigerweise hinzu, wenn die Hinzunahme nichts mehr bewirkt, als was zuvor schon durch das bloße a bewirkt ward. Und wenn jede dergleichen Hinzunahme unnütz und überflüssig ist, und alles Ueberflüssige Gott und der Natur misfällt, und Alles, was Gott und der Natur misfällt, ein Uebel ist, wie sich von selbst versteht: so folgt, daß es nicht blos besser sei, es geschehe Etwas, sofern

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Dante Alighieri: Dante Alighieri’s prosaische Schriften II. F. A. Brockhaus, Leipzig 1845, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_Prosa_021.gif&oldid=- (Version vom 29.3.2024)