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Erstes Buch.




Erstes Kapitel.
Was die Volkssprache sei, und wie sie sich von der Grammatik unterscheide.


Da wir finden, daß Niemand vor uns die Lehre von der Volksberedsamkeit behandelt habe, und wir sehen, daß eine solche Beredsamkeit Allen durchaus nöthig sei, da ihr nicht blos Männer, sondern auch Frauen und kleine Kinder nachstreben, soweit die Natur es erlaubt, indem wir den Verstand Derer einigermaßen aufklären wollen, welche wie blind durch die Straßen wandeln, meistens das Hintere für das Vordere haltend, werden wir, mit vom Himmel günstig hauchendem Worte, der Rede der Völker zu nützen versuchen, nicht blos das Wasser unsers Geistes für einen solchen Trunk schöpfend, sondern durch Empfang oder Auswahl von Andern, das Bessere mischend, um daraus den süßesten Honigwassertrank bereiten zu können. Aber weil man nicht jede Lehre billigen, sondern seinen Gegenstand erschließen muß, damit man wisse, was es sei, womit er sich beschäftigt, sagen wir schnell aufmerkend, daß wir die Volkssprache diejenige nennen, an welche sich die Kinder durch ihre Umgebung

Empfohlene Zitierweise:
Dante Alighieri: Dante Alighieri’s prosaische Schriften II. F. A. Brockhaus, Leipzig 1845, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_Prosa_095.gif&oldid=- (Version vom 31.7.2018)