Seite:Dante Prosa 099.gif

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Es mußte also das menschliche Geschlecht zur Mittheilung seiner Vorstellungen untereinander ein vernünftiges Zeichen und ein sinnliches haben, weil, wenn etwas da war von der Vernunft anzunehmen und der Vernunft zu übergeben, es vernünftig sein mußte, wenn aber von einer Vernunft zur andern nichts übertragen werden konnte als durch ein sinnliches Mittel, es sinnlich sein mußte; weil, wenn es blos vernünftig war, es nicht übergehen konnte, wenn aber blos sinnlich, es weder von der Vernunft etwas annehmen, noch bei der Vernunft hätte niederlegen können. Dies ist nun ein Zeichen, daß eben der Gegenstand, von welchem wir sprechen, edel ist, daß er von Natur zwar sinnlich sei, soweit er Ton ist, vernünftig aber, sofern er etwas zu bedeuten scheint nach Gefallen.





Viertes Kapitel.
Welchem Menschen zuerst Sprache gegeben wurde, was er zuerst sprach, und in welcher Sprache.

Den Menschen allein ward es verliehen zu sprechen, wie aus dem Vorhergehenden einleuchtet. Nun muß auch, glaube ich, untersucht werden, welchem Menschen zuerst die Sprache gegeben sei, und was er zuerst gesprochen habe, und an wen, und wo, und wann, desgleichen in welcher Mundart sich das erste Sprechen ergoß. Nach Dem, was im Anfange des ersten Buches Mosis gelesen wird, wo die heilige Schrift von dem Uranfange er Welt handelt, findet man, daß die Frau vor Allen gesprochen habe, nämlich jene höchst vorwitzige Eva, als sie dem Teufel auf seine Frage antwortete: Die Frucht der Bäume, welche im Paradiese sind, essen wir; aber die

Empfohlene Zitierweise:
Dante Alighieri: Dante Alighieri’s prosaische Schriften II. F. A. Brockhaus, Leipzig 1845, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_Prosa_099.gif&oldid=- (Version vom 31.7.2018)