Seite:Dante Prosa 102.gif

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

(was bei Gott eins und dasselbe ist) ohne Rede die Vorstellung des ersten Redenden, er dennoch wollte, daß er rede, damit an der Aeußerung einer so großen Gabe er selbst sein Freude habe, der sie freiwillig geschenkt hatte. Daher ist es als etwas von Gott Verliehenes zu betrachten, daß wir über die geordnete Thätigkeit unserer Gemüthsbewegungen uns freuen: und daher können wir zweifelsohne den Ort bestimmen, wo die erste Rede ans Licht gekommen ist, insofern wir, daß, wenn der Mensch außerhalb des Paradieses angehaucht wurde, außerhalb, wenn aber innerhalb, der Ort der ersten Rede innerhalb gewesen sei, bewiesen haben.





Sechstes Kapitel.
In welcher Mundart der Mensch zuerst geredet habe, und woher er der Urheber dieses Werkes gewesen.

Weil das menschliche Geschäft in sehr vielen und verschiedenen Mundarten geübt wird, sodaß Viele von Vielen nicht anders verstanden werden durch Worte als ohne Worte, ziemt es sich, die Mundart aufzusuchen, deren man glaubt, daß sich der Mann ohne Mutter, der Mann ohne Muttermilch, der weder die Zeit der Kindheit noch die Jünglingszeit sah, bedient habe. In diesem Punkte, wie auch in vielen andern, ist die Stadt Petramala die weitläufigste und das Vaterland des größten Theils der Kinder Adam’s. Denn wer immer von so misgestalteter Vernunft ist, daß er den Ort seiner Nation für den köstlichsten hält unter der Sonne, dem ist es auch erlaubt, allen seine Volkssprache, das heißt, Muttersprache, vorzuziehen, und folglich sie für diejenige zu halten, welche Adam hatte. Wir aber, denen die Welt Vaterland ist,

Empfohlene Zitierweise:
Dante Alighieri: Dante Alighieri’s prosaische Schriften II. F. A. Brockhaus, Leipzig 1845, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_Prosa_102.gif&oldid=- (Version vom 5.3.2022)