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wird, Kunstsache ist, und nur in den Kanzonen die ganze Kunst inbegriffen wird, sind die Kanzonen am edelsten, und so ist ihre Weise die edelste von allen. Daß aber die ganze Kunst des poetischen Gesanges in den Kanzonen zusammengefaßt wird, ergibt sich daraus, daß Alles, was sich an Kunst findet, in ihnen ist, aber nicht umgekehrt. Dies Merkzeichen aber Dessen, was wir sagen, liegt klar vor Augen; denn was aus den Kuppen der erlauchten Dichterhäupter auf ihre Lippen hervorströmte, wird blos in den Kanzonen gefunden. Deswegen erhellt für das Vorhaben, daß Dasjenige, was der erhabensten Volkssprache würdig ist, in Kanzonen behandelt werden muß.





Viertes Kapitel.
Von der Weise der Kanzonen und von der Schreibart Derjenigen, welche Gedichte machen.


Nachdem wir entwirrend bewiesen haben, wer die der Hofvolkssprache Würdigen sind und welche Gegenstände, desgleichen welche Weise wir so großer Ehre würdig halten, daß sie allein der erhabensten Volkssprache zukomme, wollen wir, ehe wir zu Anderem gehen, die Weise der Kanzonen, welche Viele mehr durch Zufall als mit Kunst zu gebrauchen scheinen, uns enthüllen, und, die bisher nur zufällig angenommen ist, die Werkstätte jener Kunst entriegeln, die Weise der Ballaten und Sonette übergehend, weil wir diese zu erklären denken im vierten Theile dieses Werkes, wenn wir von der mittleren Volkssprache handeln werden. Indem wir also zurückblicken auf Das, was gesagt ist, erinnern wir uns, Diejenigen, welche in der Volkssprache Verse machen, mehrmals Dichter genannt zu haben, was wir ohne Zweifel

Empfohlene Zitierweise:
Dante Alighieri: Dante Alighieri’s prosaische Schriften II. F. A. Brockhaus, Leipzig 1845, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_Prosa_135.gif&oldid=- (Version vom 31.7.2018)