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es, – angenommen Agrion stamme von irgend einer primordialen Form ab, welche die characteristischen geschlechtlichen Färbungen der typischen Libelluliden besessen habe, — nicht überraschend wäre, wenn eine Neigung, in dieser Art und Weise zu variiren, allein bei den Weibchen einträte.

Obgleich viele Libelluliden so grosse, kraftvolle und wilde Insecten sind, so hat doch Mr. Mac Lachlan nicht beobachtet, dass die Männchen mit einander kämpften, mit Ausnahme, wie er meint, einiger der kleineren Species von Agrion. Bei einer anderen sehr verschiedenen Gruppe dieser Ordnung, nämlich bei den Termiten oder weissen Ameisen, kann man sehen, wie beide Geschlechter um die Zeit des Schwärmens herumlaufen, „das Männchen hinter dem Weibchen her, zuweilen zwei ein Weibchen jagend, und mit grossem Eifer kämpfend, wer den Preis gewinne“.[1] Von Atropos pulsatorius wird angegeben, dass er mit seinen Kiefern ein Geräusch mache, was von andern Individuen beantwortet wird.[2]

Ordnung: Hymenoptera. — Bei der Beschreibung der Lebensweise von Cerceris, einem wespenähnlichen Insect, bemerkt jener unnachahmliche Beobachter Fabre,[3] dass „häufig Kämpfe zwischen den Männchen um den Besitz eines besonderen Weibchens stattfinden, welches als ein dem Anscheine nach unbetheiligter Zuschauer des Kampfes um die Obergewalt daneben sitzt und wenn der Sieg entschieden ist, ruhig in Begleitung des Siegers davonfliegt“. Westwood sagt,[4] dass die Männchen einer der Blattwespen (Tenthredines) „beobachtet worden sind mit einander kämpfend und mit ihren Mandibeln in einander verbissen“. Da Fabre davon spricht, dass die Männchen von Cerceris um den Besitz eines besonderen Weibchens kämpfen, so verlohnt es sich der Mühe, sich daran zu erinnern, dass zu dieser Ordnung gehörige Insecten das Vermögen haben, sich nach langen Zeiträumen wiederzuerkennen, und grosse Anhänglichkeit an einander besitzen. So trennte z. B. Pierre Huber, dessen Genauigkeit Niemand bezweifelt, mehrere Ameisen von einander, und als sie nach einem Zwischenräume von vier Monaten andere antrafen, welche zu demselben


  1. Kirby and Spence, Introduction to Entomology. Vol. II. 1818, p. 35.
  2. Houzeau, les Facultés Mentales etc. Tom. I, p. 104.
  3. s. einen interessanten Artikel: The Writings of Fabre, in: Natur. History Review. April, 1862, p. 122.
  4. Journal of Proceed. Entomolog. Soc. Sept. 7., 1863, p. 169.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/395&oldid=- (Version vom 31.7.2018)