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mehr roth sein als das Männchen. In Bezug auf Nagethiere bemerkt Dr. Gray: „africanische Eichhörner, besonders die in den tropischen Ländern gefundenen, haben einen Pelz, der zu gewissen Zeiten viel glänzender und lebhafter ist als zu anderen, und der Pelz des Männchens ist meist heller als der des Weibchens“.[1] Dr. Gray theilt mir mit, dass er die africanischen Eichhörner deshalb speciell erwähnt, weil sie wegen ihrer ungewöhnlich hellen Färbungen diese Verschiedenheiten am besten darbieten. Das Weibchen von Mus minutus Russlands ist von einer blässeren und schmutzigeren Färbung als das Männchen. Bei einer grossen Anzahl von Fledermäusen ist das Haarkleid des Männchens heller und glänzender als beim Weibchen.[2] Mr. Dobson bemerkt ferner in Bezug auf diese Thiere: „Verschiedenheiten, welche zum Theil oder gänzlich davon abhängen, dass das Männchen ein Pelzkleid von einem viel brillanteren Farbentone oder „durch verschiedene Zeichnungen oder durch grössere Länge gewisser Partien ausgezeichnet besitzt, finden sich in einem irgendwie nachweisbaren Grade nur bei früchtefressenden Fledermäusen, bei denen der Gesichtssinn gut entwickelt ist“. Diese letzte Bemerkung verdient Beachtung, da sie sich auf die Frage bezieht, ob helle Farben dadurch männlichen Thieren von Nutzen sein können, dass sie als Schmuck dienen. Wie Dr. Gray angibt, ist jetzt bei einer Gattung von Faulthieren ermittelt, „dass die Männchen in einer von den Weibchen verschiedenen Weise geschmückt sind, – d. h. sie haben einen „Fleck von kurzem weichen Haar zwischen den Schultern, welcher allgemein mehr oder weniger orangenfarbig, und in einer Species rein weiss ist. Die Weibchen dagegen besitzen diese Zeichnung nicht“.

Die auf dem Lande lebenden Carnivoren und Insectivoren bieten selten geschlechtliche Verschiedenheiten irgend welcher Art dar, mit Einschluss ihrer Färbung. Indessen bietet der Ocelot (Felis pardalis) eine Ausnahme dar; denn hier sind die Farben des Weibchens mit denen des Männchens verglichen „moins apparentes, le fauve étant


  1. Annals and Magaz. of Natur. Hist. Nov. 1867, p. 325. Ueber Mus minutus s. Desmarest, Mammalogie, p. 304.
  2. J. A. Allen, in: Bulletin of Museum Compar. Zoolog. Cambridge, Mass. Unit. St., 1869, p. 207. Mr. Dobson, über die sexuellen Charactere bei Fledermäusen, in: Proceed. Zoolog. Soc. 1873, p. 241. Dr. Gray, über Faulthiere, ebenda, 1871, p. 436.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/280&oldid=- (Version vom 31.7.2018)