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beinahe zischenden Laut hervorbringt".[1] In Bezug auf das Klappern der Klapperschlange haben wir endlich etwas bestimmtere Mittheilungen erhalten. Professor Aughey gibt an,[2] dass er, während er selbst nicht gesehen wurde, bei zwei Gelegenheiten aus einer geringen Entfernung eine Klapperschlange beobachtet habe, welche aufgerollt und mit erhobnem Kopfe mit kurzen Unterbrechungen eine halbe Stunde lang klapperte; endlich sah er eine andre Schlange sich nähern, und sobald sie sich gefunden hatten, begatteten sie sich. Er ist daher überzeugt, dass einer der Zwecke der Klapper der ist, die Geschlechter zusammenzubringen. Unglücklicherweise hat er nicht ermittelt, ob es das Männchen oder das Weibchen war, welches an einem Orte blieb und das andere rief. Aus den obigen Thatsachen folgt aber durchaus nicht, dass die Klapper nicht noch auf andere Weise für diese Schlangen von Nutzen ist, als Warnung für Thiere, welche sonst sie angreifen würden. Auch kann ich mich den verschiedenen mitgetheilten Berichten gegenüber nicht ganz ungläubig verhalten, wonach sie damit ihre Beute mit Furcht paralysiren. Einige andre Schlangen machen gleichfalls ein deutliches Geräusch, wenn sie ihren Schwanz schnell gegen die umgebenden Pflanzenstengel schwingen. Ich habe dies selbst bei einem Trigonocephalus in Südamerica gehört.

Lacertilia. — Die Männchen von manchen und wahrscheinlich von vielen Arten von Eidechsen kämpfen aus Eifersucht mit einander. So ist die auf Bäumen lebende Anolis cristatellus von Südamerica ausserordentlich kampflustig. „Während des Frühjahrs und des ersten Theils des Sommers begegnen sich nur selten zwei Männchen, ohne in einen Kampf zu gerathen. Wenn sie einander zuerst erblicken. so nicken sie drei oder vier Mal mit ihrem Kopfe auf und nieder und breiten zu derselben Zeit den Kragen oder die Tasche unterhalb ihrer Kehle aus. Ihre Augen glänzen vor Wuth und nachdem sie ihre Schwänze einige Secunden lang hin und her geschwungen haben, als wollten sie sich Energie sammeln, stürzen sie wüthend auf einander los, rollen sich kopfüber über einander und halten sich mit ihren Zähnen fest. Der Kampf endet meist damit, dass einer der Kämpfer seinen Schwanz verliert, welcher dann häufig von dem Sieger verzehrt


  1. Dr. Anderson, in: Proceed. Zoolog. Soc., 1871, p. 196.
  2. The American Naturalist, 1873, p. 85.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/43&oldid=- (Version vom 31.7.2018)