Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/90

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wurde. Einige Paradiesvögel behalten ihre Hochzeitsfedern das ganze Jahr hindurch, haben daher nur eine einfache Mauserung; andere werfen sie unmittelbar nach der Brütezeit ab, haben daher eine doppelte Mauserung, und noch andere werfen sie in dieser Zeit nur während des ersten Jahres ab, aber später nicht mehr; diese letztern Arten stehen daher in Bezug auf die Art ihrer Mauserung gerade in der Mitte. Es besteht auch bei vielen Vögeln ein grosser Unterschied in der Länge der Zeit, während welcher jedes der beiden jährlichen Gefieder beibehalten wird, so dass das eine endlich das ganze Jahr hindurch behalten wird, während das andere vollständig verloren geht. So behält der Machetes pugnax seinen Kragen im Frühjahre kaum zwei Monate lang. Der männliche Wittwenvogel (Chera progne) erhält in Natal sein schönes Gefieder und seine langen Schwanzfedern im December oder Januar und verliert sie im März, so dass sie nur während ungefähr dreier Monate behalten werden. Die meisten Species, welche eine doppelte Mauserung erleiden, behalten ihre ornamentalen Federn ungefähr sechs Monate lang. Indessen behält das Männchen des wilden Gallus bankiva seine Hals-Sichelfedern neun oder zehn Monate lang und wenn diese abgeworfen werden, treten die darunter liegenden schwarzen Federn am Halse völlig sichtbar hervor. Aber bei den domesticirten Nachkommen dieser Art werden die Hals-Sichelfedern sofort durch neue wieder ersetzt, so dass wir hier in Bezug auf einen Theil des Gefieders sehen, wie eine doppelte Mauserung durch den Einfluss der Domestication in eine einfache Mauserung umgewandelt worden ist.[1]

Der gemeine Enterich (Anas boschas) verliert bekanntlich nach der Paarungszeit sein männliches Gefieder für eine Zeit von drei Monaten, während welcher Zeit er das Gefieder des Weibchens annimmt. Die männliche Spiessente (Anas acuta) verliert ihr Gefieder für eine


  1. Wegen der vorstehenden Angabe in Bezug auf eine theilweise Mauserung und über die alten Männchen, welche ihr Hochzeitsgefieder behalten, s. Jerdon, über Trappen und Regenpfeifer in: Birds of India. Vol. III, p. 617, 637, 709, 711 auch Blyth, in: Land and Water, 1867, p. 84. Ueber das Mausern bei Paradisea s. einen interessanten Artikel von Dr. W. Marshall in: Archives Neerlandaises, Tom. VI, 1871. Ueber die Vidua: Ibis Vol. III. 1861, p. 133. Ueber die Drongos: Jerdon, a. a. O. Vol. I, p. 435. Ueber die Frühjahrsmauserung des Herodias bubulcus s. Mr. S. S. Allen, in: Ibis, 1863, p. 33. Ueber Gallus bankiva s. Blyth, in: Annals and Magaz. of Natur. Hist. Vol. I, 1848, p. 455. s. auch über diesen Gegenstand mein „Variiren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication“. 2. Aufl. Bd. 1, S. 264.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/90&oldid=- (Version vom 31.7.2018)